Buchempfehlung: Löwen wecken von Ayelet Gundar-Goshen

Das Cover meiner Buchempfehlung Löwen wecken von Ayelet Gundar-Goshen

Mit dem Buch „Löwen wecken“ ist Ayelet Gundar-Goshen ein Werk gelungen, das mich und viele andere Leser zum Nachdenken über eigene Wertvorstellungen anregt. Das Leben ist manchmal nicht nur immer Schwarz oder Weiss, Gut oder Böse. Jeden kann das Unerwartete treffen und plötzlich ertappt man sich, wie man selbst in einer Situation steckt, in der man seine eigenen Wertvorstellungen nicht ganz so ausleben kann, wie man gerne möchte.

Ayelet Gundar-Goshen ist 1982 geboren, lebt und arbeitet als Psychologin und Autorin in Tel Aviv. Für ihre Kurzgeschichten, Drehbücher und Kurzfilme wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet.

“ Löwen wecken „

Im Buch Löwen wecken überfährt der Protagonist Etan Grien, welchem Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sehr wichtig sind, einen illegalen Einwanderer und lässt ihn liegen. Es gibt keine Zeugen und der Mann wird ohnehin sterben. Weshalb sollte Etan seine Karriere als Neurochirurg gefährden und den Unfall melden? Am nächsten Tag steht jedoch die Frau des Opfers vor seiner Haustür und zwingt ihn Flüchtlinge nachts in einer abgelegenen Werkstatt zu behandeln. Etan verstrickt sich in ein Netz von Lügen und sein Leben gerät total aus den Fugen. Um in der Werkstatt arbeiten zu können, muss er sich häufiger bei seinem Job im Krankenhaus abmelden und zu Hause ist er kaum noch präsent. Wie der Zufall so will, bekommt seine Frau, die als Kriminalbeamtin arbeitet, genau diesen Fall des toten Einwanderers, zugeteilt.

„Und er dachte sich gerade, dies sei der schönste Mond, den er je gesehen habe, als er diesen Mann umfuhr. Und als er ihn umfuhr, dachte er im ersten Moment immer noch an den Mond, dachte weiter an den Mond und hörte dann mit einem Schlag auf, als hätte man eine Kerze ausgeblasen.“

Etans Entscheid für ein Doppelleben führt ihn zur physischen und psychischen Erschöpfung. Er lernt an sich aber auch neue Seiten kennen. Er empfindet plötzlich reizvolle Gefühle zu der mysteriösen Frau des Opfers. Obwohl er sie zum einen hasst, sind Gefühle der Anziehung vorhanden. Er ist glücklich verheiratet und hat zwei Kinder. Durch die ganze Situation und die Lügen werden auch die Ehe- und das Familienleben auf eine harte Probe gestellt. In der Paarbeziehung stellt sich die Frage, ob man den Menschen, den man meint am besten zu kennen, wirklich kennt? Versucht Etan durch die Behandlung der Flüchtlinge in der Werkstatt sein Gewissen zu beruhigen? Sich von der Schuld freizukaufen? Wo liegen hier die Grenzen zwischen Schuld und Vergebung, Liebe und Hass, Gut und Böse?

„Schliesslich sagte er, ich wollte dir Danke sagen, und bereute es schon, ehe er es ganz ausgesprochen hatte. Was denn, war er dieser Frau etwa zu Dank verpflichtet? Er hätte ja sterben können in jener Nacht. Eine präzise Kugel, und die ganze Sache wäre anders ausgegangen. Und sie lauschte seinem Dank und dachte, wenn er wollte, könnte er für sie kämpfen.“

Mein Fazit

Während des Lesens stellt sich für uns Leser immer wieder die Frage, wie hätten wir gehandelt? Sind wir bei moralischen Handlungen mit andern strenger als mit uns selbst? Wir sind ja die Guten und über die kriminellen Menschen hören und lesen wir in den Nachrichten. Schlussendlich wissen wir erst in dem Moment, in dem wir zu einer existenziellen Entscheidung gezwungen sind, wozu wir wirklich fähig sind.

Wenn Sie gerade selbst das Gefühl haben an einem Punkt zu stehen, bei dem es bei Ihnen um schwierige Entscheidungen geht und froh um einen neutralen Gesprächspartner sind, dann helfe ich Ihnen gerne dabei.