Ich brauche keinen Psychotherapeut/in

Obwohl man schon seit einiger Zeit einen Leidensdruck verspürt und die Belastbarkeit abnimmt, braucht es durchschnittlich fünf Jahre bis man psychotherapeutische Hilfe in anspruch nimmt. Erstaunlich lange, wenn man bedenkt, dass wen du körperliche Beschwerden hast, viel schneller einen Termin beim Arzt vereinbarst. Wiso gehen wir dann mit unserer psychischen Gesundheit anders um? In der schweizer Bevölkerung sind Depression, Angststörungen und Substanzmissbrauch nur einige Beispiele für psychische Erkrankungen die weit verbreitet sind.

Oft ist noch das Bild vom Psychotherapeut mit vielen Vorurteilen verknüpft. Meine Haltung: Es schadet niemandem sich mehr mit sich selbst auseinanderzusetzen. Wenn man zum Psychologen geht, heisst dies nicht, dass man deswegen «nicht ganz klar im Kopf» ist. In der Ausbildung zur Psychotherapeutin musste ich selbst 300h bei einem Psychologen absolvieren und ich kann nur sagen, es hilft enorm, sich selbst besser zu verstehen. Davon  kann jeder profitieren. Es gibt Länder da ist es gang und gäbe einen Psychotherapeuten zu haben, so wie jeder einen Hausarzt hat. Vielleicht könnten wir uns von dieser Haltung eine Scheibe abschneiden.

Wiederum in andern Ländern ist psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen mit viel Scham, Angst vor Stigmatisierung und hohen Zugangshürden verbunden. Wenn man dies wiederum bedenkt, ist es nachvollziehbar, dass man mehrere Jahre benötigt bis man sich Hilfe holt. Dieses lange Zuwarten ist massgeblich dafür verantworltich dass unser psychischer Zustand sich verschlechtert und zum Teil chronifiziert. Auf Grund dessen braucht es viel mehr Zeit und Aufwand in der Therapie die Problematik anzugehen.

Wie dir ein Psychotherapeut helfen kann

Was kann jeder Einzelne tun, um Betroffene darin zu unterstützen sich rechtzeitig Hilfe zu holen?

  1. Rede über deine Probleme:

Rede mit deinen Freunden und Familie darüber wie es dir geht. Je mehr die Gesellschaft sich öffnet und sich traut über Probleme zu sprechen, desto weniger hat man Angst davor verurteilt zu werden. Immer wieder höre ich davon, dass wenn sich einer meiner Klienten «geoutet» hat Reaktionen erleben, ich habe das auch erlebt.

  1. Lerne zu integrieren:

Oft haben Betroffene Angst, dass sie danach keinen Anschluss mehr finden weil sie aufgrund Ihrer psychischen Problematik verurteilt werden. Integriere deshalb psychsich Erkrankte Menschen in die Gesellschaft. Gebe denen die Chance eine ganz normaler Teil der Gesellschaft zu sein

  1. Probieren es selbst aus:

Vielleicht gönnst du dir einmal eine psychische Wellnesbehandlung und schenkst dir einige Stunden bei einem Psychotherapeuten um dich selbst besser kennen zu lernen. Du wirst sehen, die Auseinandersetzung mit sich selbst, kann viel Positives in Gange bringen und das Verständnis für dich kann wachsen.

  1. Zugangshürde verkleinern

Wenn man sich dann einmal für psychologische Unterstützung entschieden hat, wartet man teilweise Wochen auf den Ersttermin. Dies kann demotivierend sein. Überlege dir ob eine psychologische Onlineberatung für dich in Frage kommen könnte. Da fallen lange Wartezeiten weg und man ist an keine Praxisöffnungszeiten gebunden. Zudem kann man über die bestehenden Informationen im Netz sich schon ein gutes Bild über den Therapeut/in und seine/ihre Arbeitsweise machen. Leider wird bis anhin die psychologische Onlineberatung nicht von der Krankenkasse mitfinanziert. Jedoch stellt sich hier auch die Frage, was ist dir deine Gesundheit und dein Wohlbefinden wert.

Helfen auch du zur Entstigmatisierung

Mit den oben erwähnten Punkten kann jeder Einzelne zur Entstigmatisierung von psychische erkrankten Menschen beitragen. Ich denke der erste Schritt ist, den Mut dazu haben, über seine Probleme zu reden und die Angst davor zu verlieren, dass man gegen Aussen immer ein perfektes Bild abgeben möchte. Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen. Gerne kannst du mit mir unverbindlich in Kontakt treten.